Schutz für Hühner am Tag und in der Nacht
Vor allem Rand- oder Insellagen bieten sich für die Hühnerhaltung an (insbesondere wenn der Gockel ein potentes Organ hat!) – und hier haben wir schon das Dilemma, denn hier gibt es umso mehr Fressfeinde. Neben Nachbars‘ Katz und Hund sind es Falken, Habichte oder andere Greifvögel aus der Luft. Am Boden lauern Fuchs, Marderartige, Ratten oder vielleicht sogar schon Wölfe. Einige dieser Beutegreifer wie die Wölfe sind zum Glück sehr scheu und werden den Geruch der Menschen meiden. Andere wie die Ratten leben mit Pech bei dem ein oder anderen sogar schon als Mietnomaden. Vor allem wenn man auf dem Land z.B. in der Nähe eines Bauern wohnt, sind Rattennachbarn kaum zu verhindern. Dann gibt es bei den Marderartigen z.B. kleine Mauswiesel, die durch Mäusegänge passen, aber dennoch Hühner erlegen. Es ist also gar nicht leicht, seine Hühner vor allen Fressfeinden zu schützen.
Schutzinstinkte der Hühner nutzen
Das Bankivahuhn gilt als Urahn heutiger Haushühner und lebt noch immer frei in Südostasien. Es lebt in Regionen mit Böschungen oder Waldrändern. Am Tag sucht es Schutz im Unterholz, um nicht Raubvögeln zum Opfer zu fallen. Während der Nacht sitzt es hoch oben in den Bäumen, um Angriffen am Boden zu entgehen.
Heutige Haushühner wollen ebenfalls innerhalb von wenigen Metern eine schützende Deckung finden und während der Nacht im Hühnerstall auf der Stange sitzen. Auch in Europa sind die meisten Greifvögel tagaktiv und die meisten Bodenangreifer während der Dämmerung oder in der Nacht unterwegs.
Für eine artgerechte Haltung ist ein Freilauf für Hühner absolut unumgänglich. Wer seinen Federfreunden das nicht bieten kann, sollte wirklich nocheinmal dringend über Hühnerhaltung nachdenken. Damit sich die Hühner wohl fühlen gilt es ein paar Dinge zu beachten. Sie müssen überall Deckung vorfinden. Obstbäume sind bereits gut, Sträucher wären besser. Die Deckung soll bis zum Boden abschließen, um wirklich unsichtbar zu werden. Gerade über Beerensträucher freuen sich die Hühner und häufig lassen sich bei großen Sträuchern am Stiel nach einigen Jahren Ableger mit Wurzelansatz herausstechen. Aber auch Haselnusssträucher, Ziersträucher oder strauchige Obstgehölze eignen sich. Bei uns hat sich z.B. der Flieder super bewährt. Nadelhölzer, die bis zum Boden abschließen, halten diesen sogar trocken, schon haben die Hühner ihr Staubbad. Wer keine oder nicht genug Sträucher hat, kann den Hühnis selber aus alten Brettern, Kisten, Autoreifen (was auch immer einem dazu einfällt) Versteckmöglichkeiten bauen. Diese dienen im Sommer auch noch zusätzlich als Schattenspender – perfekt, zwei Fliegen mit einer Klatsche!
Schlafenszeit – Klappe zu!
Hühner gehen normalerweise von sich aus abends in den Stall ins Betti. Erfolgt eine Fütterung am Abend, sind die Hühner natürlich erst recht pünktlich im Hühnerstall. Jetzt liegt es nur noch am Hühnerhalter, eine sichere Hühnerklappe anzubringen. Es gibt einige Modelle, die sich auf die Uhrzeiten einstellen lassen oder per Lichtsensor öffnen. Diese dürfen beim Schließen keine Hühner einklemmen und natürlich auch keins draußen „vergessen“… Besser ist es, wenn man die Klappe so einstellt, dass sie nur automatisch öffnet und am Abend noch ein paar Körner in die Einstreu fliegen. Dazu hab ich selber noch keine Erfahrungen gesammelt, denke aber gerade darüber nach vor allem für‘s Wochenende eine anzuschaffen. Im Sommer wenn die Hühner wieder früher aufstehen dann evtl. mehr dazu.
Links: momentane manuelle Klappe und Lüftungsfenster
Unten: Nahansicht Lüftungsfenster und Marderdraht
Den Hühnerstall vor Mardern sichern
Ein Fuchs oder eine streunende Katze haben einen großen Kopf, bei Mardern ist das anders. Diese haben einen möglichst kleinen Kopf, damit sie in die Bauten ihrer Beutetiere passen. Deswegen darf ein Marderdraht eine Maschenweite von maximal 19 x 19 mm haben. Damit die Drähte bissfest sind, sollen sie wenigstens 1,3 mm stark und feuerverzinkt sein.
Viele Beutegreifer untertunneln die Außenwand, Marderartige machen hier keine Ausnahme. Außerdem sind Marder sehr gute Klettertiere und steigen deswegen auch über das Dach ein. Sind sie einmal im Hühnerstall, verfallen sie wie einige andere Fressfeinde, z.B der Fuchs, in einen Blutrausch und töten häufig alle Hühner, obwohl sie nicht einmal eines fressen können. Die Panik der Hühner treibt sie sogar noch an.
Das bedeutet, dass Marderartige wie das Mauswiesel die Messlatte darstellen, um den Hühnerstall zu sichern. Dieser darf keinerlei Löcher an den Außenseiten haben, auch nicht am Dach. Zudem muss das Untertunneln zumindest erschwert werden. Am sichersten ist ein gegossenes Fundament. Alternativ wird der Boden verfestigt und mit Terrassenplatten ausgelegt. Diese müssen vor einem verrutschen gesichert sein. Ein bestehender Schuppen lässt sich eventuell auch nachträglich mit Terrassenplatten auslegen. Tipp: Immer wieder gibt es alte Terrassenplatten in Kleinanzeigen kostenlos zur Abholung.
Für die Außenwände reichen eng abschließende nässebeständige Holzbretter mit Nut und Feder. Besser wären jedoch Holzplatten oder andere Bauplatten beziehungsweise Mauerwerk. Die Außenwände sollen etwas dämmen und die Zugluft abhalten. Zugige Holzbretter wären auch deswegen eine Notlösung. Abgesehen davon dass Ritzen quasi eine Einladung an die grausliche rote Vogelmilbe darstellt…
Dennoch wird neben der Hühnerklappe und der Eingangstür ein Lüftungsfenster oder ein Lüftungsschacht dringend benötigt. Feuchtigkeit ist vor allem im Winter für die Hühner im Hühnerstall ein Alptraum. Daher ist die Luftzirkulation so wichtig. Hier kommt der Marderdraht zum Einsatz. Er wird stramm abschließend vor die Fenster oder Luftöffnungen befestigt.
Neben den Mardern gibt es leider auch Ratten, welche sich durch Wände beißen. Ratten werden jedoch nur an versteckten Stellen wie Rückwänden anfangen. Außerdem müssen sie diese Stellen erreichen können, mittig an der Außenwand haben sie keinen Halt. Es kann also helfen, einen 50 cm hohen Marderdraht längs am Boden an der versteckten Außenwand zu befestigen.
In unserem Hühnerstall sind die Hühner nachts sicher „verwahrt“. Er steht auf Stelzen, es gibt einen gesicherten Lüftungsschacht und ansonsten keine Möglichkeit von Außen in den Stall zu gelangen wenn die Türe geschlossen ist.
Weitere Tricks gegen Fressfeinde
In vielen Situationen dürfen die Hühner nicht vollkommen frei laufen und der Platz oder das Budget für den Hühnerzaun sind begrenzt. Aus Kostengründen wählen viele Hühnerhalter deswegen Nichtflieger wie unsere Seidis und ein Hühnernetz mit 1,2 Metern Höhe. Solange einige Zaunpfosten stabil im Boden verankert und hoch genug sind, lässt sich ein Netz darüber spannen. Häufig würde es bereits genügen, Drähte mit Glitzerstreifen zu spannen. Besser wäre es, ein günstiges Volierennetz zu wählen. In größeren Gehegen müssen lediglich noch einige höhere Zaunpfähle in der Fläche versenkt sein. Eine Höhe über 2 m wäre anzuraten. Zumindest ist zu verhindern, dass Raubvögel zuschlagen können. Es gibt aber auch einige, die das letzte Stück laufen, weswegen es an Deckung nicht mangeln darf.
Wer eine ganze Hühnerweise mit einem Hühnernetz absteckt, wird auf das Schutznetz verzichten müssen. Wenn es im Nebengebäude noch etwas Platz für zwei Ziegen gibt, wären diese eine perfekte Wahl: Ziegen bewegen sich hektisch und schrecken dadurch heimische Raubvögel ab. Diese würden nicht einmal Wölfen zum Opfer fallen, wenn sie mit den Hühnern über Nacht in den sicheren Stall kommen. Auch Puten haben sich als Hühnerwächter bewährt.
Wenn freilaufende Hühner in einem bestimmten Bereich bleiben sollen, ist dieser attraktiver zu gestalten. Deckung, Sandbad, Wasserstelle, Futterstelle für Grünabfälle oder der Komposthaufen sind wahre Magneten. Das Ergebnis sind gesunde, zufriedene Hühner die wenig Arbeit machen.
Falls man in einer wirklich gefährlichen Hühnergegend lebt, kann das Babyphon ebenfalls den Schutz der Hühner erhöhen. Am Tag wird nicht viel passieren. Wenn die Hühner jedoch in der Nacht panisch loslegen, kann ein rascher Kontrollgang mit Glück das Allerschlimmste verhindern. Schon vorher kann ein energischer Schlachtruf durch das Babyphon die Angreifer in die Flucht schlagen.
Alternativ zum Babyphon lässt sich ein Licht mit Bewegungsmelder anbringen. Der Sensor darf aber nur auf den Bereich ausgerichtet sein, wo keine Hühner laufen. Ob der Fressfeind durch diesen Bereich läuft, bleibt also die andere Frage. Zumindest wären Modelle mit Warnsignal zu bevorzugen.
Wenn die Nachbarn scharfe Katzen oder Hunde haben, sollen diese kontrolliert mit den Hühnern Bekanntschaft schließen. Alle Beutegreifer haben eine Freund – Feindkennung. Selbst ein wildernder Hofhund geht nicht an die Hofhühner oder Lämmer. Wenn Katzen und Hunde gezielt mit Hühnern Bekanntschaft schließen, werden sie diese nicht mehr angreifen.
Pech gehabt? Nach dem Blutbad:
Doch einmal Pech gehabt? Kommen Beutegreifer in den Hühnerstall, gibt es häufig keine Überlebenden und es bietet sich ein entsetzlichen Anblick. Viele von Euch kennen bestimmt das Video vom Rigotti dazu. Herzzerreißend!
Es gibt Hühnerrassen, die bessere Fluchtinstinkte haben und viel vorsichtiger sind. Diese sind leider auch scheuer und misstrauischer gegenüber den Haltern. Dennoch wäre es einen Versuch wert, den Restbestand mit einigen dieser Rassen aufzustocken. Eventuell bilden sich dadurch zwei Hühnergruppen, das wäre jedoch nicht weiter schlimm.